Gespräche über zeit

"mensch die zeit vergeht aber auch"
geht sie kopfschüttelnd an mir vorbei
und ich denke 
"ja tatsächlich"
aber der zug
ist nicht so interessiert an diesem Gespräch
so rauscht alles weiter 
an mir vorbei

"letzter Winter fühlt sich jetzt so an
als sei er gestern erst passiert"
ich spüre die kälte wieder
nicht nur auf meiner haut
und im dunkeln erinnere ich mich 
wie wir uns im dunkeln irrend gegenüberstanden
unwissend 
was uns noch erwarten wird
"und im nächsten sommer
sind wir dann also diesem sommer wieder näher"
wenn das so ist
würde ich dann doch lieber das nächste jahr überspringen
während du noch denkst 
das sei unmöglich
musst du schon wieder hören

"zeit ist nur ein Konstrukt"
wäre es wirklich ein menschliches 
so sollte mir das überspringen eines Jahres doch wohl möglich sein
aber du sollst recht behalten
das ganze ist nicht so einfach
nur
wer hat sich dann dieses Konstrukt ausgedacht
und
lässt er mit sich reden
und
wollen wir dann zusammen die zeit anhalten
weil es anders keine zeit zu geben scheint um
zuzuhören 

"die zeit vergeht schnell
dann schaut man zurück
und eigentlich hätte sie doch langsam vergehen müssen
denn es ist viel zu viel passiert"
na da hast du doch das
was man als kostbare zeit bezeichnet
du bezahlst mit deiner zeit
um glück zu erleben
und einen Augenblick mehr
zu leben 
"aber wenn nichts passiert
oder man möchte 
dass alles schnell vorbeigeht
fühlt sich jeder Moment so elendig lang an"
während ich dir sagen möchte
dass für Trauer keiner bezahlen muss
dass das kein 
fairer preis wäre 
unterbrichst du mich
(kannst du Gedanken lesen
oder hast du die zeit übersprungen?)
"doch auch das
vergeht
und weil du still stehst
rast die zeit nichtsdestotrotz
an dir vorbei"

eins ist sicher:
wer Wochen Monate jahre tage Sekunden stunden Minuten 
als Bausteine sieht
sollte das konstruieren 
im Moment lieber lassen und
unter Umständen 
dem Moment überlassen


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