Lavendelwolken

wer verzeiht einem  seine Fehler? ich mag es  wenn es die Person ist auf die ich mit tränen in den augen zugehe und die mich ganz fest drückt während ich weiter verschwommen sehe doch wer ist es wenn ich mitten in der nacht allein in meinem Bett aufwache und an dich denken muss mit deiner lache  und dass ich nicht mehr bei dieser mitmache wer ist es wenn ich mit dem kopf gegen die Fensterscheibe im Zug lehne und mich nach einem unbeschwerteren Moment sehne wer ist es wenn ich in einer großen gruppe von Menschen stehe und trotzdem meinen eigenen weg gehe und mir auch gerne mal selbst im weg stehe und nicht weiß wen und was davon ich gerade wirklich gerne sehe wer verzeiht einem seine Fehler? ich denke  von seinem fehlschlagen muss man sich immer wieder selbst lossagen denn niemand sonst muss deine last auf seinen schultern tragen

manchmal  da bin ich missgünstig und neidisch und genervt und heuchlerisch und wütend und sauer und verständnislos wobei ich das alles mit Trauer maskiere weil das die einzige Emotion ist die ich als akzeptabel akzeptiere irgendwann auf dem weg habe ich mir beigebracht dass ich immer im unrecht bin dass ich nie das recht habe wütend zu sein dass immer immer  die andere person im recht ist  dass was ich fühle gar keinen platz haben darf  vielleicht stimmt das ja sogar vielleicht gibt es tatsächlich menschen deren Gefühle nie den Tatsachen entsprechen doch es stimmt auch dass die wenigen menschen die fest in meinem leben sind mich schonmal missgünstig und neidisch und wütend  und heuchlerisch und sauer und verständnislos  und unsensibel und mit all den anderen schlechten Eigenschaften erlebt haben und ganz arrogant  wie ich es auch bin halte ich an der Theorie fest dass hätte ich mich bei mehr menschen getraut diese Wut zu zeigen und nicht immer alles wegzulächeln alles wegzulügen  aus a

wie ein Wasserfall  sprudelt es aus mir heraus und ich wünschte manchmal würde es reichen die Worte zu denken die Worte niederzuschreiben die Worte runterzuschlucken oder nur einen teil der worte wie einen plätschernden Bach dem jeder gerne zuhört loszuwerden aber manchmal  soll es eben ein Wasserfall sein und auch wenn es sich anfühlt wie als falle man in das Wasser hinein ist man durch ehrliche Worte nie weniger allein

  wenn es   eine millionen versionen von diesem leben gibt würde ich immer wieder diese  wählen in die ich mich immer und immer wieder aufs neue verliebe selbst mit all den verlusten und krankheiten und traurigen momenten verzweiflung überforderung den eigenen fehlern den unzufriedenheiten mit sich selbst diese gefühle von man weiß nicht wie es weitergehen soll und trotzdem geht es aber immer weiter und man träumt von zukünften die manchmal sogar wahr werden und für die gegenwart genauso wie sie ist (egal wie hart) gibt es immer kleinig- und großigkeiten über die man sich freuen kann ich will keine sekunde von dieser version verpassen oder auch nur einen einzigen moment hassen will keinen moment einfach nur an mir vorbeiziehen lassen ich will genau in dieses leben  hineinpassen

  ich liebe dich   seit 366 tagen aber so beim genauer hinterfragen ist das wohl nicht ganz wahr vor 366 tagen  war es mir wohl eher endgültig klar aber wenn ich an die tage davor zurückdenke an gemeinsame autofahrten um 6:30 morgens an durchgemachte nächte an seitenlange mails an tees und teigtaschen an buchläden mit gedichtsbüchern genauso wie an selbst geschriebene gedichte an geliehene weltkarten an unsere eigene kleine welt dann weiß ich es sind nicht nur 366 tage  sondern eher 599 und wenn ich ganz ehrlich bin denke ich  dass es vielleicht sogar noch viel mehr tage sind und sicher weiß ich auch dass es  noch viel mehr tage werden

sich ernsthafte sorgen um eine andere person zu machen fühlt sich für mich an wie damals  als ich noch ganz klein war und mich für einen augenblick in der Gartenanlage verlief und dachte  mich würde niemals jemals jemand wiederfinden und so sackte ich einfach zusammen und wusste nicht mehr weiter als einfach nur zu weinen es fühlt sich auch an wie als ich im aufwachraum lag und meinen Körper  kaum richtig wahrnahm als das einzige was ich mir erlauben konnte  zu fühlen leere war es fühlt sich an wie der moment wenn jemand anfängt zu sprechen und ich genau an der tonlage und Wortwahl erkenne dass gleich eine richtig schlimme nachricht auf mich zukommen wird oder es fühlt sich an wie heute im zug als mir lautlos tränen die Wange runterliefen und ich aber eigentlich viel lieber ganz laut durch den zug gelaufen wäre um zu zeigen wie tobend wütend rasend ich manchmal auf dieses leben bin dass einem immer wieder sorgen bereitet es ist hilflosigkeit und Resignation  und pure angst und viel wut